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Fidel Cas­tro warn­te vor 20 Jah­ren vor Fol­gen des Afgha­­ni­­stan-Kriegs der USA und der Nato

By Publis­hed On: Novem­ber 30, 2021Cate­go­ries: Geschich­te

Am 27. Novem­ber 2001 äußerte Fidel Cas­tro sich in Havan­na zu den von den USA und der NATO begon­ne­nen militärischen Einsätzen in Afgha­ni­stan und warn­te bereits vor den – aus sei­ner Sicht – vor­her­seh­ba­ren Fol­gen. (Her­vor­he­bun­gen durch gefet­te­te Schrift vom Jour­na­lis­ten Vol­ker Hermsdorf).

Anspra­che des Präsidenten der Repu­blik Kuba, Fidel Cas­tro Ruz, auf der anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Tribüne „Jose Mar­ti“ am 27. Novem­ber 2001 (Auszüge)

»… Ich sag­te bereits, daß ich vor dem Schluß noch ein­mal auf das The­ma Ter­ro­ris­mus, Krieg und Welt­wirt­schafts­kri­se zurückkommen würde.

Zwar ist unse­re Posi­ti­on bekannt, doch scheint es mir ange­bracht, dar­an zu erin­nern, daß wir noch am sel­ben 11. Sep­tem­ber weni­ge Stun­den nach den Ereig­nis­sen, nach­dem wir unse­re Ver­ur­tei­lung die­ses bru­ta­len Anschlags und unse­re ehr­li­che und selbst­lo­se Solidarität mit dem Volk der Ver­ei­nig­ten Staa­ten bekun­de­ten – denn wir haben um kei­ner­lei Gegen­leis­tung gebe­ten und erwar­ten nichts dafür – unse­re Überzeugung zum Aus­druck brach­ten, an der wir bis heu­te mit mehr Kraft und Gewiß­heit denn je fest­hal­ten: „Kei­nes der heu­ti­gen Pro­ble­me der Welt kann durch Anwen­dung von Gewalt gelöst wer­den. (…) Die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft muß ein welt­wei­tes Bewußt­sein gegen den Ter­ro­ris­mus schaf­fen. (…) Nur die klu­ge Poli­tik der Suche nach der Kraft von Kon­sen­sus und Weltöffentlichkeit kann das Pro­blem mit der Wur­zel aus­rot­ten. (…) Die­se so ungewöhnliche Tat könnte dazu die­nen, den welt­wei­ten Kampf gegen den Ter­ro­ris­mus zu ent­fa­chen. (…) Die Welt wird nicht zu ret­ten sein, wenn sie nicht den Weg des Frie­dens und der inter­na­tio­na­len Zusam­men­ar­beit geht.“

In San Anto­nio de los Baños äußerte ich eine Woche später im Namen unse­res Vol­kes: „Was auch kom­men mag (d.h. ob Krieg oder nicht), wir wer­den nie­mals zulas­sen, daß unser Ter­ri­to­ri­um für Terroranschläge gegen das Volk der Ver­ei­nig­ten Staa­ten benutzt wird.“ Noch etwas fügte ich hin­zu: „Wir wer­den alles, was in unse­rer Macht steht, tun, um gegen das Volk gerich­te­te Aktio­nen die­ser Art zu ver­mei­den. Heu­te bekun­den wir ihm unse­re Solidarität mit unse­rem Auf­ruf zur ruhi­gen Überlegung und zum Frie­den. Irgend­wann wird man uns recht geben.“

Eine Woche später, anläßlich der am 29. Sep­tem­ber in Cie­go de Avi­la statt­fin­den­den Offe­nen Tribüne der Revo­lu­ti­on, bestand ich wei­ter­hin auf unse­rem Stand­punkt: „Es soll­te sich jedoch kei­ner der Illu­si­on hin­ge­ben, die Völker wie auch vie­le ehren­haf­te poli­ti­sche Führer wer­den nicht reagie­ren, sobald die Kriegs­hand­lun­gen Realität und ihre Schreck­bil­der bekannt wer­den. Sie wer­den es dann sein, die den Raum der trau­ri­gen und beein­dru­cken­den Bil­der der New Yor­ker Ereig­nis­se ein­neh­men, deren Ver­ges­sen einen nicht wie­der­gut­zu­ma­chen­den Scha­den im Gefühl der Solidarität mit dem US- ame­ri­ka­ni­schen Volk anrich­ten würde; die­ses Gefühl ist heu­te ein Haupt­fak­tor zur Besei­ti­gung des Terrorismusphänomens ohne die Not­wen­dig­keit von Krie­gen mit nicht vor­her­seh­ba­ren Fol­gen und ohne den Tod von unzählbaren unschul­di­gen Menschen.

„Die ers­ten Opfer sind bereits zu sehen: Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht vor dem Krieg; Bil­der von Kin­dern mit lei­chen­haf­tem Aus­se­hen, die die Welt bewe­gen wer­den und

deren Ken­nen­ler­nen durch nichts ver­mie­den wer­den kann.“
Die Ereig­nis­se, zu denen es kom­men wird, wer­den uns immer mehr Recht geben.

Im Leit­ar­ti­kel der Zei­tung Gran­ma, des offi­zi­el­len Organs unse­rer Par­tei, vom 8. Okto­ber, der weni­ge Stun­den nach Kriegs­be­ginn veröffentlicht wur­de, heißt es: „Es ist kein Krieg gegen den Ter­ro­ris­mus; (…) es ist ein Krieg, des­sen militärische Ope­ra­tio­nen es viel kom­pli­zier­ter und schwe­rer machen, ihn aus­zu­rot­ten. Ein Heil­mit­tel, das schlim­mer ist als die Krankheit.“

„Jetzt wird es Mel­dun­gen reg­nen über Bom­ben, Rake­ten, Luft­an­grif­fe, das Auf­rol­len von Pan­zern mit Trup­pen von den Inva­so­ren verbündeten Eth­ni­en, Luft­lan­de­trup­pen und Vor­marsch von Eli­te­trup­pen der angrei­fen­den Länder; von in mehr oder weni­ger kur­zer Zeit ein­ge­nom­me­nen Städten ein­schließ­lich der Haupt­stadt; Fern­seh­do­ku­men­ta­tio­nen soweit es die Zen­sur erlaubt oder sie die­ser ent­rin­nen. Die Gefech­te wer­den gegen die Ein­woh­ner des Lan­des geführt wer­den und nicht gegen die Ter­ro­ris­ten. Es gibt kei­ne Batail­lo­ne oder Arme­en von Ter­ro­ris­ten. Es ist die­se eine düstere Metho­de, eine unheil­vol­le Auf­fas­sung von Kampf, ein Gespenst.“

Nach 26 Tagen anhal­ten­der Bombenabwürfe können alle, die Tag für Tag die Ereig­nis­se ver­folgt haben, fest­stel­len, daß bis jetzt alles so gekom­men ist, wie wir es vor­aus­ge­se­hen hatten.
Der Krieg hat­te mit Uner­bitt­lich­keit begon­nen. Wir wuß­ten, daß es schwer­lich anders kom­men würde, ja es war fak­tisch unmöglich. Doch wir lie­ßen uns des­halb weder vor­her noch danach ent­mu­ti­gen, noch kamen wir von unse­ren Posi­tio­nen ab.

Wei­ter­hin bestan­den wir mit Nach­druck dar­auf, daß der Kampf gegen den Ter­ro­ris­mus und gegen den Krieg geführt wer­den muß­te. Nie­mals beseel­te uns der Geist des Revan­chis­mus oder der Rach­sucht gegenüber den Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Mit Betrübnis stell­te ich Über- legun­gen an zu dem Feh­ler, den sie nach mei­nem Dafürhalten began­gen, äußerte jedoch kein Wort der Beschimp­fung oder persönlichen Belei­di­gung. Oft­mals habe ich all jenen gesagt, die an die­sem gro­ßen Kampf der Ideen teil­neh­men: Es muß nie­mand persönlich ver­letzt wer­den. Es sind die Tat­sa­chen zu nen­nen, Adjek­ti­ve zu ver­mei­den, kühle Überlegungen anzu­stel­len, Argu­men­te anzuführen. Das wird unse­re mora­li­sche Autorität bewah­ren und kei­ner wird dann berech­tigt sein, die Stärke und die Ehr­lich­keit unse­rer Posi­tio­nen infra­ge zu stellen.

Heu­te befürchte ich, daß, wenn es die Möglichkeit gege­ben hat, den Ter­ro­ris­mus ohne Krieg durch einmütige Koope­ra­ti­on und Unterstützung der inter­na­tio­na­len Gemein­schaft aus­zu­rot­ten, die zu wirk­lich effi­zi­en­ten Maß­nah­men und der Bil­dung eines tie­fen mora­li­schen Bewußt­seins gegen den Ter­ro­ris­mus führt, die­se Möglichkeit mit jedem Tag in wei­te­re Fer­ne rückt.

Das Schlimms­te wäre, es stell­te sich der Punkt ein, an dem eine Lösungsfindung auf jenem Wege schon nicht mehr möglich ist, denn mit wach­sen­der Klar­heit sehe ich, wie absurd und unmöglich eine durch Krieg ange­streb­te Lösung ist. Ich ver­su­che zu erra­ten, was sich die poli­ti­schen und militärischen Stra­te­gen der Ver­ei­nig­ten Staa­ten dabei dach­ten. Viel­leicht mein­ten sie, mit dem kolos­sa­len Trup­pen­auf­ge­bot den Wil­len der Tali­ban zu beu­gen; viel­leicht heg­te man die Hoff­nung der ver­nich­ten­de Erst­schlag errei­che die­ses Ziel. Alle Welt kennt die Berech­nun­gen der NATO im Krieg gegen Jugo­sla­wi­en; der Gedan­ke war, das Ziel in fünf Tagen erreicht zu haben, und ver­gan­gen waren fast 80 Tage, ohne daß sie es erreicht hat­ten. Eben­so ist bekannt, daß trotz des außer­or­dent­li­chen Auf­ge­bots an Tech­nik und Mit­teln die ser­bi­sche Armee fak­tisch intakt blieb. Nicht gering war der Druck durch die Gesandten

Ruß­lands und Finn­lands zur „Überredung“ des Geg­ners auf diplo­ma­ti­schem Wege, als die Stun­de gekom­men war, Boden­ge­fech­te aus­zu­tra­gen, etwas, wor­an vie­le Mit­glie­der der Koali­ti­on recht wenig Gefal­len fanden. …

Die militärische Akti­on in Afgha­ni­stan ist vol­ler Gefah­ren. .….. Die logischs­te Fra­ge, die ich mir stel­len kann, ist, ob die mit den Ver­ei­nig­ten Staa­ten befreun­de­ten Regierungsoberhäupter mit langjähriger Amts- und poli­ti­scher Erfah­rung die­se genann­ten poten­ti­el­len Gefah­ren nicht sahen, war­um sie sie nicht gewarnt, nicht davon abge­bracht haben. Es ist erwie­sen, daß die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von ihren Freun­den gefürchtet, aber nicht geschätzt werden.

Es ist immer schwie­rig, zu die­sen The­men Mut­ma­ßun­gen auf­zu­stel­len. Doch über etwas kann ich abso­lut sicher sein: Es genügt wenn 20 000 oder 30 000 Mann intel­li­gen­te Metho­den eines irregulären Krie­ges benut­zen – die glei­chen, die die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ein­set­zen wol­len – und die­ser Kampf kann zwan­zig Jah­re andau­ern. Es ist abso­lut unmöglich, die afgha­ni­schen Geg­ner in einem irregulären Krieg mit Bom­ben und Mis­si­les, wel­chen Kali­bers oder wel­cher Stärke jene Waf­fen auch sein mögen, auf einem Gelände wie dem jenes Lan­des zu reduzieren.

Den schwie­rigs­ten psy­cho­lo­gi­schen Moment haben sie bereits hin­ter sich. Sie haben alles ver­lo­ren: die Fami­lie, das Eigen­tum, die Gebäude. Sie haben abso­lut nichts mehr zu ver­lie­ren. Kei­ne Logik weist dar­auf hin, daß sie die Waf­fen nie­der­le­gen, auch nicht nach der Besei­ti­gung ihrer Hauptführer. Der Ein­satz tak­ti­scher Nukle­ar­waf­fen, wie ihn eini­ge emp­feh­len, wäre eine hun­dert­fa­che Mul­ti­pli­ka­ti­on des Feh­lers, führe zu unwi­der­steh­li­cher Kri­tik und all­ge­mei­ner Iso­lie­rung. Daher habe ich nie geglaubt, der­ar­ti­ge Tak­ti­ken könnten, auch nicht im hei­ßes­ten Zorn, ernst­haft durch den Kopf derer gegan­gen sein, die an der Spit­ze jenes Lan­des stehen.

Es sind Überlegungen, die ich aus­spre­che. Ich glau­be, man verhält sich soli­da­risch mit dem US-ame­­ri­­ka­­ni­­schen Volk, das bei einer abscheu­li­chen Aggres­si­on Tau­sen­der unschul­di­ger Men­schen­le­ben ver­lus­tig ging – dar­un­ter Jun­gen und Mädchen, Jugend­li­che und Senio­ren, Männer und Frau­en – wenn man offen sagt, was man denkt. Die­se Opfer von Men­schen­le­ben sol­len nicht umsonst gewe­sen sein. Sie sol­len dazu die­nen, vie­le Leben zu ret­ten und sie sol­len bewei­sen, daß Den­ken und Bewußt­sein mehr vermögen als Ter­ror und Tod.

Wir den­ken nicht, daß ein Ver­bre­chen, wo es auch began­gen wird, unbe­straft blei­ben darf. Mir ste­hen kei­ne Bewei­se zur Sei­te, um irgend­wen anzu­kla­gen. Doch wären die Schul­di­gen jene, die die Regie­rung der Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu bestra­fen und zu eli­mi­nie­ren trach­tet, so darf nie­mand auch nur den gerings­ten Zwei­fel hegen, daß die Art und Wei­se, wie sie vor­ge­hen, Alta­re her­vor­brin­gen, an denen Mil­lio­nen Männer und Frau­en jene wie Hei­li­ge ver­eh­ren, in denen sie (die Ver­ei­nig­ten Staa­ten) die Mörder sehen.

Loh­nens­wer­ter wäre ein Rie­sen­al­tar für den Frie­den, an dem die Mensch­heit all jenen Ehre zollt, die zu unschul­di­gen Opfern des Ter­rors und der blin­den Gewalt wur­den, sei es ein US-ame­­ri­­ka­­ni­­sches oder ein afgha­ni­sches Kind. …

Quel­le:

https://fidelcastroarchiv.blogspot.com/2001/11/