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Havanna 18.02.22: Cubas Plan für Nahrungssouveränität
Moderiert von Parlamentspräsident Esteban Lazo ist der kubanische Nationale Plan für Nahrungsmittelsouveränität und Ernährungserziehung (Plan Nacional de Soberanía Alimentaria y Educación Nutricional, Plan SAN) vor Vertretern des diplomatischen Korps vorgestellt worden. Darin werden vielfältige Lösungsansätze für die andauernden Versorgungsprobleme vorgeschlagen. Das entsprechende Dokument liegt auch als Broschüre vor, die auf der Insel breit verteilt wird.
Landwirtschaftsminister Ydael Pérez betonte, dass damit eine gesunde und angemessene Ernährung gewährleistet werden solle. Dieses Grundrecht werde in Kuba vor allem von den USA seit mehr als sechs Jahrzehnten durch deren Wirtschaftsblockade beeinträchtigt. Dazu kämen die stärker werdenden Auswirkungen des Klimawandels und die Covid-19-Pandemie.
Die angestrebte Transformation soll zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion und Kapazitäten führen, die teuren Importe ersetzen und gleichzeitig eine gesündere Esskultur und diesbezügliche breite Bildung fördern. Pérez betonte, dass der Plan unter Beteiligung von über 300 Experten aller Wirtschaftssektoren, von Universitäten und von Forschern erstellt wurde.
Zudem ist die Einrichtung landwirtschaftlicher Entwicklungsbanken vorgesehen. Die ausländischen Diplomaten wurden hierbei zur Zusammenarbeit und zu einem Treffen der in Kuba tätigen Kooperationsagenturen eingeladen.
Der Vertreter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) auf der Insel, Marcelo Resende, erklärte, zu den Elementen, die die Umsetzung des von der Europäischen Union mitfinanzierten Programms begünstigen, gehöre auch die Aufnahme des Gesetzes über Nahrungsmittelsouveränität und Ernährungserziehung in die Gesetzgebung des Landes.
Der brasilianische Autor und Befreiungstheologe, Frei Betto, Berater der FAO und der kubanischen Regierung bei der Ausarbeitung von Plan SAN, betonte, die Umsetzung sei eine lebenswichtige Sache für das Land, da es nicht nachhaltig sei, Lebensmittelimporte im Wert von über zwei Milliarden US-Dollar aufrechtzuerhalten, fast 60 Prozent dessen, was auf der Insel konsumiert wird.
In diesem Sinne werde ein grundlegender Faktor für den Erfolg des Programms die Beteiligung der Bevölkerung, aller gesellschaftlichen Organisationen, der Landwirte und Kooperativen sein, sagte Betto. Zudem müssten Vorurteile gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln und die Förderung der Ernährungserziehung in Familien im Mittelpunkt stehen. So werde etwa auf Kuba Maniok und Mais produziert, aber Brot aus Weizenmehl konsumiert, das importiert werden muss. Um eine solche Situation zu ändern, brauche es Zeit und kontinuierliche Bildungs- und Kommunikationsarbeit, sagte er.
Der Plan werde sich nicht nur mit der landwirtschaftlichen Produktion zur Importsubstitution befassen, sondern auch umfassend mit dem Leben in den produktiven ländlichen Gebieten, wo der Generationswechsel auf den Feldern aufgrund von Professionalisierung und Abwanderung in die Städte ausbleibe. Die Arbeit der Landwirte müsse mehr wertgeschätzt werden.
Dies alles sei keine leichte Aufgabe, denn sie erfordere starke kulturelle Veränderungen in Bezug auf die Produktions- und Ernährungsgewohnheiten. Betto betonte, wie wichtig es sei, eine so große Basisbewegung zu schaffen, wie sie 1961 für die Alphabetisierungskampagne stattfand, als das Land den Analphabetismus beseitigte.
Er verwies auf die fast 900 Millionen Menschen auf der Welt, die chronisch hungern. Das grundlegende Problem sei jedoch “nicht der Mangel an Nahrung, sondern an Gerechtigkeit”. Im Falle Kubas gebe es trotz der von den USA verhängten Wirtschafts‑, Handels- und Finanzblockade und der klimatischen Probleme, die sich auf die Landwirtschaft auswirken, “eine Regierung, die sich um die Lösung der Probleme kümmert”, sagte Betto.