Havan­na macht es besser

By Published On: Dezem­ber 27, 2021Cate­go­ries: News

War­nung vor Leicht­sinn bezüglich Coro­na. US-Fach­­zei­t­­schri ana­ly­siert Kubas Erfolg bei Pandemiebekämpfung

Vol­ker Hermsdorf

Die Sie­­ben-Tage-Inzi­­denz in Kuba lag am Mon­tag bei 5,6 Neu­in­fek­tio­nen pro 100.000 Ein­woh­nern. Das ist einer der nied­rigs­ten Wer­te seit Beginn der Covid-19-Pan­­de­­mie. Trotz­dem warn­te Pre­mier­mi­nis­ter Manu­el Mar­re­ro Cruz nach der Sit­zung einer Arbeits­grup­pe zur Prävention und Bekämpfung der Pan­de­mie am Wochen­en­de davor, leicht­sin­nig zu wer­den und die Gefährlichkeit neu­er Vari­an­ten zu unterschätzen.

Wie Gesund­heits­mi­nis­ter José Angel Por­tal Miran­da ergänzend mit­teil­te, war in der ver­gan­ge­nen Woche in acht Pro­vin­zen ein gerin­ger Anstieg impor­tier­ter Fälle dia­gnos­ti­ziert wor­den. So wur­den unter ande­rem aus der Pro­vinz Mat­anz­as acht, aus Havan­na fünf und aus Sant­ia­go de Cuba drei Infek­tio­nen mehr als in der Vor­wo­che gemel­det. Auch gebe es lan­des­weit 29 Pati­en­ten, bei denen die Omi­­kron-Vari­an­­te nach­ge­wie­sen wur­de, sag­te der Minis­ter. Da mit der Ö nung für den inter­na­tio­na­len Tou­ris­mus die Gefahr einer Ein­schlep­pung der Vari­an­te zuneh­me, würden der­zeit Vorschläge für Maß­nah­men zur Kon­trol­le und Prävention geprü , die der Ö ent­lich­keit demnächst präsentiert wer­den sol­len, erklärte der Gesund­heits­mi­nis­ter. Die Kam­pa­gne für eine Au rischungs­imp­fung, die drei Mona­te nach der letz­ten regulären Dosis ver­ab­reicht wer­den soll, sei ange­lau­fen, und knapp eine der 11,3 Mil­lio­nen Ein­woh­ner hätte ihre Sprit­ze bereits erhal­ten, teil­te Por­tal Miran­da mit.

Während in Kuba bei einer noch nied­ri­gen Inzi­denz bereits frühzeitig Vor­sor­ge­maß­nah­men ein­ge­lei­tet wer­den, um eine even­tu­el­le nächste Wel­le möglichst flach zu hal­ten, macht die Omi­­kron-Muta­­ti­on im nördlichen Nach­bar­land USA schon rund drei Vier­tel aller Coro­na­in­fek­tio­nen aus. Am Sonn­abend lag die Sie­­ben-Tage- Inzi­denz laut Johns-Hopkins-Universität dort bei 417,2. Knapp 816.609 Men­schen sind seit Beginn der Pan­de­mie an oder mit Covid-19 ver­stor­ben. Die Letalitätsrate, das heißt der Anteil aller Infi­zier­ten, der irgend­wann an der Krank­heit stirbt, beträgt in den USA 1,56 Pro­zent, in Kuba dage­gen nur 0,86. Als Fol­ge man­gel­ha er Prävention und defizitärer Ver­sor­gung ist die Lebens­er­war­tung in den USA so stark gesun­ken wie seit 75 Jah­ren nicht mehr und lag im Jahr 2020 bei 77 Jah­ren. In Kuba ist die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung dage­gen kon­ti­nu­ier­lich gestie­gen und liegt bei 78,8 Jahren.

War­um das klei­ne Kuba, das seit mehr als 60 Jah­ren einer von den USA verhängten völkerrechtswidrigen Blo­cka­de aus­ge­setzt ist, sei­ne Bevölkerung so viel bes­ser schützen kann als die rei­che Super­macht, unter­such­te die von der renom­mier­ten US-ame­ri­­ka­­ni­­schen Ver­ei­ni­gung für ö ent­li­ches Gesund­heits­we­sen (APHA) her­aus­ge­ge­be­ne Fach­zeit­schri Ame­ri­can Jour­nal of Public Health in ihrer Dezem­ber­aus­ga­be. In dem acht Sei­ten umfas­sen­den Essay stellt das Maga­zin zunächst fest: »Die koor­di­nier­te und umfas­sen­de Reak­ti­on auf Covid-19 hat in Kuba im Ver­gleich zu den Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu deut­lich bes­se­ren Ergeb­nis­sen geführt.« Ein Grund dafür sei­en die »grund­le­gen­den Unter­schie­de in der Struk­tur und Orga­ni­sa­ti­on der Gesund­heits­sys­te­me sowie der poli­ti­schen Phi­lo­so­phie und Kul­tur«. Dazu gehöre etwa, dass der Zugang zur Gesund­heits­ver­sor­gung für alle in Kuba als uni­ver­sel­les Recht in der Ver­fas­sung ver­an­kert ist.

Der Arti­kel hebt die E ektivität des Net­zes zur medi­zi­ni­schen Grund­ver­sor­gung auf der Insel her­vor, das mit 11.000 medi­zi­ni­schen Kli­ni­ken und 500 Poli­kli­ni­ken die frühzeitige Erken­nung kri­ti­scher Situa­tio­nen garan­tie­re und auf Prävention set­ze. Zu den Stärken Kubas im Kampf gegen die Pan­de­mie gehörten auch das Zusam­men­spiel zwi­schen Fachärzten der Primärversorgung und rund 28.000 Medi­zin­stu­den­ten zur

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28.12.2021: Havan­na macht es bes­ser (Tages­zei­tung jun­ge Welt) https://www.jungewelt.de/artikel/print.php?id=417390

Früherkennung von Fällen, das Überwachungssystem bei der Ein­rei­se ins Land, die Zunah­me von Quantität und Qualität der dia­gnos­ti­schen Tests und der spe­zia­li­sier­ten Zen­tren für deren Bear­bei­tung sowie die Stra­te­gie der Quarantäne und des Kran­ken­haus­auf­ent­halts von bestätigten Fällen. Die Zeit­schri stellt fest, dass die Gesund­heits­ver­sor­gung in den USA nicht garan­tiert ist, da »die Nati­on zwar eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Gesund­heits­ver­sor­gung vor­wei­sen kann (für die­je­ni­gen, die Zugang dazu haben und es sich leis­ten können), das Sys­tem aber nach wie vor von Unge­rech­tig­kei­ten und Ungleich­hei­ten geplagt wird«.

https://www.jungewelt.de/artikel/417390.pandemiebekämpfung-havanna-macht-es-besser.html