• Publis­hed On: März 24, 2024Cate­go­ries: News, Wirt­schafts­po­li­tik
  • Publis­hed On: März 20, 2024Cate­go­ries: News
  • Publis­hed On: Febru­ar 8, 2024Cate­go­ries: News, Wirt­schafts­po­li­tik
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  • Publis­hed On: Dezem­ber 15, 2023Cate­go­ries: News
  • Publis­hed On: Dezem­ber 12, 2023Cate­go­ries: News

Ver­an­stal­tung zu öko­lo­gi­scher und urba­ner Agri­kul­tur in Cuba in St. Gal­len (27.11.22)

By Publis­hed On: Dezem­ber 8, 2022Cate­go­ries: Akti­vi­tä­ten, Enga­ge­ment

«Cuba kann Öko!» so lau­tet der Titel einer Ana­ly­se zur cuba­ni­schen öko­lo­gi­schen Land­wirt­schaft, die 2019 in Deutsch­land erschien und über­aus posi­tiv aus­fiel. Und um öko­lo­gi­sche Land­wirt­schaft und nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung in Cuba ging es am Sonn­tag 27.11.22 im Rest. Schwar­zer Engel in St. Gal­len an einer Ver­an­stal­tung der Grup­pe Cuba Soli­da­ri­tät Vil­ma Espín. Zur The­se: Cuba, das viel­leicht nach­hal­tigs­te Land der Welt! refe­rier­ten Lukas Kil­cher, Agrar­in­ge­nieur und lang­jäh­ri­ger Lei­ter von Bio­­­lan­d­­bau-Pro­­­je­k­­ten in Cuba, sowie Bar­ba­ra Dett­li zu einem öko­lo­gi­schen Schul­pro­jekt von Eco­Mu­jer und Gion Hon­eg­ger zur urba­nen Agri­kul­tur, den cuba­ni­schen Organopónicos.

Wei­te­res The­ma der Ver­an­stal­tung war zudem die über 60 Jah­re andau­ern­de, völ­ker­rechts­wid­ri­ge Wirtschafts‑, Han­­dels- und Finanz­blo­cka­de der USA gegen Cuba, an der sich auch die eigent­lich neu­tra­le Schweiz, resp. die Schwei­zer Ban­ken betei­li­gen. Die For­de­rung, die­se Blo­cka­de end­lich auf­zu­he­ben, ist Teil einer welt­wei­ten Kam­pa­gne, die in einer UNO-Absti­m­­mung am 3.11.22 gip­fel­te. Die UNO-Vol­l­­­ver­­­sam­m­­lung ver­ur­teil­te die US-Blo­ck­a­­de mit 185:2 (!) Stim­men und for­der­te die USA auf, die Blo­cka­de auf­zu­he­ben. Die CH-Ban­­ken sind dazu natür­lich eben­so aufgefordert.

Cuba soll­te aber auch wegen sei­ner nach­hal­ti­gen, öko­lo­gi­schen Land­wirt­schaft sowie der urba­nen Agri­kul­tur im Fokus des Inter­es­ses stehen.

Setz­te Cuba in den 60er und 70er Jah­ren noch auf indus­tria­li­sier­te Land­wirt­schaft (mit gros­sem Ein­satz an che­mi­schen Dün­ger und Pes­ti­zi­den), sowie auch wei­ter­hin auf die aus der Kolo­ni­al­zeit stam­men­de Mono­kul­tur des Zucker­an­baus, setz­te Ende der 80er Jah­re ein Para­dig­men­wech­sel ein. Lukas Kil­cher konn­te detail­liert und anhand von vie­len Bei­spie­len auf­zei­gen, wie einer­seits durch jahr­zehn­te­lan­ge (kolo­nia­lis­ti­sche) Mono­kul­tur die eigent­lich frucht­ba­re Land­wirt­schaft zer­stört wur­de und wie in Cuba durch den Wan­del in den 80er Jah­ren die Land­wirt­schaft in eine nach­hal­ti­ge und umwelt­scho­nen­de Ent­wick­lung über­ging. Dafür muss­te inten­si­ve und grund­le­gen­de For­schung betrie­ben und Wis­sen erwor­ben wer­den. Dazu tru­gen einer­seits vie­le cuba­ni­sche Forscher:innen an den Uni­ver­si­tä­ten, aber auch spe­zia­li­sier­te Agrar­in­ge­nieu­re wie Lukas Kil­cher, sowie auch das schwei­ze­ri­sche DEZA bei. Ein wich­ti­ges Pro­blem, dass sich dabei stell­te, war, wie die durch die Mono­kul­tur her­vor­ge­ru­fe­ne Tei­lung in Agrar­wirt­schaft und Tier­hal­tung über­wun­den wer­den konn­te. Durch die­se künst­li­che und schäd­li­che Tren­nung wur­de der mas­si­ve Ein­satz von che­mi­schem Dün­ger erst not­wen­dig. Eine direk­te Fol­ge davon war die Aus­lau­gung der Erde, was wie­der­um einen wei­te­ren Ein­satz von che­mi­schen Dün­ge­mit­teln not­wen­dig mach­te. Durch die Her­stel­lung von natür­li­chem Dün­ger – an den Bei­spie­len der Legu­mi­no­sen und dem Ver­mi­kom­post konn­te das Lukas Kil­cher ein­drück­lich auf­zei­gen — konn­te der Wan­del in der Dün­ge­pra­xis und der land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ti­on rea­li­siert wer­den. Che­mi­sche Dün­ge­mit­tel sind in Kuba heu­te gesetz­lich verboten!

Mit einem wei­te­ren Bei­spiel — der Pflan­ze Mara­bu, die in Kuba wild wuchernd mas­sen­wei­se vor­kommt – erklär­te Kil­cher, wie, anstatt die Pflan­ze wie üblich zu ver­bren­nen, mit Ver­köh­lung Pflan­zen­koh­le her­ge­stellt und so als Nähr­­stoff- und Was­ser­spei­cher für die Erde genutzt wer­den kann. Wodurch sowohl Erträ­ge ver­bes­sert und gesi­chert und zudem das Kli­ma geschützt wer­den kann.

Eine über­aus lehr­rei­che Anschau­ung, wie mit dem Ende des che­mi­schen Dün­gers nicht das Ende der Land­wirt­schaft, son­dern der Beginn einer natur- und umwelt­ge­rech­ten Ent­wick­lung ein­ge­läu­tet wurde.

 

Gion Hon­eg­ger infor­mier­te in sei­nem Bei­trag dar­über, wie ab der 1990er Jah­re die städ­ti­sche Agri­kul­tur zu einem wich­ti­gen Stand­bein für die Ernäh­rungs­si­tua­ti­on erho­ben wur­de. Auch in die­sem Sek­tor forsch­te Kuba inten­siv an neu­en Pro­duk­ti­ons­stand­or­ten und ‑metho­den. Auch in Kuba war man von lan­gen Trans­port­we­gen abhän­gig, um die pro­du­zier­ten Lebens­mit­tel von den länd­li­chen Pro­duk­ti­ons­or­ten in die Städ­te zu brin­gen. Mit der durch die US-Blo­ck­a­­de ver­ur­sach­ten Ben­zin- und Ersatz­teil­knapp­heit ent­stan­den Trans­port­pro­ble­me, wodurch sich die Lage der Lebens­mit­tel­ver­sor­gung teil­wei­se dra­ma­tisch ver­schärf­te. Es wur­de daher damit begon­nen, in den Städ­ten in sog.               Orga­n­o­pó­ni­cos agra­ri­sche Lebens­mit­tel zu pro­du­zie­ren. So ent­stan­den über­all in den Städ­ten gros­se (bis zu 11 Ha) und klei­ne­re Orga­n­o­pó­ni­cos. Am Bei­spiel von Havan­na zeig­te Hon­eg­ger anschau­lich, wie die Orga­n­o­pó­ni­cos in einer Gross­stadt funk­tio­nie­ren. Teil­wei­se vom Staat unter­stützt, aber auch in klei­ne­ren, pri­va­ten Koope­ra­ti­ven orga­ni­siert, wur­den die Orga­n­o­pó­ni­cos zu einer wich­ti­gen Erfolgs­ge­schich­te, die auch in ande­re Län­der Latein­ame­ri­kas aber auch Euro­pas ausstrahlte.

Bar­ba­ra Dett­li infor­mier­te anhand eines kon­kre­ten Bei­spiels, wie die Umset­zung von öko­lo­gi­schen Ideen in einer klei­ne­ren Stadt rea­li­siert wird. Das öko­fe­mi­nis­ti­sche Frau­en­um­welt­pro­jekt Eco­Mu­jer initi­ier­te in Con­so­la­ción del Sur vor eini­gen Jah­ren ein öko­lo­gi­sches Schul­gar­ten­pro­jekt. Die jewei­li­gen Erträ­ge gehen direkt in die Schul­kü­che und unter­stüt­zen so die Bestre­bun­gen für eine gesun­de und reich­hal­ti­ge Ernäh­rung. Die Ver­bin­dung von Öko­lo­gie und Femi­nis­mus ist zen­tra­les The­ma zur Bewäl­ti­gung der anste­hen­den Pro­ble­me zur Erlan­gung der Ernäh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät. Dazu sagt Rei­na Rodri­guez von Eco­mu­jer: «Durch die prak­ti­sche Mit­ar­beit der Kin­der, Eltern und Lehr­per­so­nen haben alle Betei­lig­ten die Mög­lich­keit einen ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit der Natur zu ler­nen und damit einen kon­kre­ten Bei­trag zu nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung zu leisten».

 

Gion Hon­eg­ger

Cuba Soli­da­ri­tät Vil­ma Espín Zürich-Ostschweiz